Fall I
Zeitaufwand 3 Monate, 4 Beratungsgespräche (= ca. 6 Stunden), Kostenpauschale 600 € zzgl. Steuer
Zeitaufwand als Anwältin:
a) außergerichtlich: 3 Monate , 2-3 Anwaltsschreiben, 2 Beratungsgespräche (= ca. 10 Stunden), Kosten nach RVG 887,03 €
bei Verfahrenswert 10.000 €
b) Zeitaufwand gerichtlich I Instanz dazu (geschätzt) mind. 9 Monate, 3 Anwaltsschreiben, 3 Beratungen, Kosten nach RVG
(ges. mit außergerichtlich) 2.862,26 €
Chantal hat sich gerade getrennt … na eigentlich hat ihr Mann sie mit einem Baby sitzen lassen. Sie war am Boden zerstört
und konnte sich nicht vorstellen wie ihr Leben weitergehen soll. Alle Freunde haben ihn wüst beschimpft, wie er das machen
könne, so ein Blödmann. Wovon soll sie jetzt leben, wie die Miete bezahlen? Was steht ihr zu?
Wir haben lange miteinander gesprochen und es stellte sich heraus, sie war so am Boden zerstört, dass sie am liebsten gestorben
wäre. Auf die Frage, was sie denn möchte, kam: ihn zurück. Ich habe sie gefragt: und dann? Geht es dir damit besser, wird er
sich ändern oder nach wie vor sich nicht um deine Belange kümmern, lieber ins Fitness gehen anstatt Baby zu sitten, lieber mit
seinen Kumpels 3 Mal die Woche ein Bier trinken, anstelle von Spaziergängen mit dir. Leider musste sie eingestehen, dass er sich
vermutlich nicht ändern wird. Meine Frage, was sie denn wirklich wolle, war damit nicht beantwortet, denn ihren "alten" Mann wollte
sie natürlich nicht zurück, wenn, dann müsse er sich schon ändern. Ich habe das Gespräch damit beendet, dass ich sie gebeten habe
aufzuschreiben was sie braucht… von ihren Freunden, von ihrer Familie und von ihm (persönlich und finanziell).
3 Wochen später rief sie mich an und wir trafen uns mit einem halben Block voller Notizen. Sie hatte 3 Wochen lang Haushaltsbuch
geführt und wusste nun genau, wie viel Geld sie braucht, um alles gut bezahlen zu können ohne sich richtig arg einschränken zu müssen.
Sie hatte 3 Wochen lang fast keinen Kontakt zu ihren Freunden, weil ihr bewusst wurde, sie hat keinen Blödmann geheiratet sondern
einen Menschen, der es sich nicht mehr vorstellen kann an ihrer Seite zu leben. Macht es das für sie schwer… Ja. ändert sich etwas,
wenn andere über ihn schimpfen … Nein. Im Gegenteil, sie wollte gar nicht hören, wie blöd er war oder ist; sie wollte Frieden.
Ich hab ihr ausgerechnet was ihr an Unterhalt zusteht und ihr geraten, dass sie ihn anruft, ihm das Haushaltsbuch vorlegt und fragt,
was er gerne geben möchte. Für ihre Freunde habe ich ihr geraten, dass sie ihnen sagt, dass sie sich Unterstützung in der Art wünscht,
dass man sie in den Arm nimmt und tröstet und die Sache zusammen durchsteht; nicht jammern, nicht motzen, da sein. Dann haben wir uns
auf das dritte Gespräch getroffen und sind die Feinheiten durchgegangen und sie hat erzählt, dass derzeit die Gespräche mit ihm sehr gut laufen.
Heute zahlt er mehr, als er müsste … freiwillig.
Er nimmt öfter den Sohn als er müsste … freiwillig (und sogar mehr als während der Ehe).
Die Freunde kamen und unterstützen beim Umzug, nehmen mal Abends den Kleinen, damit sie ins Kino kann oder man macht zusammen Pizza oder oder.
Innerhalb von 3 Monaten kann sie durchatmen, hat einen guten Draht zu ihm; wird finanziell und persönlich entlastet und plant gerade ihr
neues Leben. Das ist das Prinzip der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg; Habe Verständnis für die Belange Deines Gegenüber
und bitte um die Dinge, die Du willst und erwarte nicht, dass es die Pflicht Deines Gegenübers ist, diese Bitten zu erfüllen (denn das
wäre eine Forderung).